Samstag, 4. Januar 2014

Mohnpotize

Eigentlich mag ich Mohn sehr gern. Allerdings bin ich wählerisch, weil ich verwöhnt war durch einen Freund: Sein Vater hatte jeden Herbst, zeitgerecht vor der winterlichen Backzeit, eigenen Waldviertler Mohn mit einer uralten händischen Quetsche gequetscht. So kam ich zu herrlichem Mohn. Der wanderte sofort in den Tiefkühler, weil Mohn schnell ranzig wird, wenn er gequetscht wurde. So war ich den ganzen Winter über mit feinem Mohn versorgt. Man kann Mohn aus dem Tiefkühler übrigens sofort verwenden, weil der nicht klumpt.

Traurigerweise gibt es diesen Mann, von dem ich den Mohn hatte, nicht mehr. Also musste ich mich auf die Suche nach einer neuen Quelle machen. In den Supermärkten muss man froh sein, wenn man Mohn überhaupt findet - oft werden zwei verschiedene fertige Mohnfüllungen angeboten, der ungeriebene Mohn dümpelt irgendwo an ganz unten in der Abteilung mit den Backsachen. Früher gab es wenigstens noch Mohnreiben in den Supermärkten, aber die wurden abgeschafft, von Mohnquetschen war sowieso noch nie eine Rede. Also Internet. Und auch da: Viele Anbieter bieten geriebenen Mohn an, aber kaum einer gequetschten. Lange Rede, kurzer Sinn - ich hab eine Testbestellung gemacht und habe Waldviertler Graumohn und weißen Mohn gequetscht geordert. Das hier war der Test für den Graumohn.
 

Das Rezept ist ein Sammelsurium aus vielen anderen Rezepten, weil auch bei Mohnpotizen bin ich wählerisch. Der Tipp, die Potitze umgedreht auskühlen zu lassen, stammt von hier und ich kann empfehlen das nachzumachen, dadurch entstehen keine Holhräume, was mir sonst schon passiert ist. Das Muster, das sich vom Kuchengitter eingeprägt hat, schaut zwar eigenartig aus, aber ich habe den Kuchen dann sowieso noch angezuckert, dadurch hat man es nicht mehr arg gesehen.


Fotoupdate von März 2019: Geht auch mit weißem Mohn, identes Rezept und immer noch begeistert.

Und nun eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie man eine Potize richtig rollt. Am oberen Ende der Füllung sind übrigens absichtlich keine Rosinen, weil eine Freundin in der Runde mit dabei war, die keine Rosinen isst. Wenn man die Rosinen nicht in die Füllung einrührt, sondern oben drauf legt, kann man so etwas sehr einfach händeln.

Für eine Kastenform mit 30 cm Länge.

Für den Hefeteig:
250 g Mehl (glatt)
1/4 Würfel Germ (= Hefe)
30 g Zucker
1/8 l Milch (lauwarm)
1 Eidotter
30 g Butter, geschmolzen
Salz


Für die Füllung:
200 ml Milch
2 EL Honig
200 g Mohn, gequetscht
2 EL Biskuitbrösel, ersatzweise eine geriebene Scheibe Toastbrot
1 EL Rum, darin eingweicht 50 g Rosinen
Saft und Schale einer halben Zitrone

Die Rosinen am besten über Nacht einweichen, wenn man es vergessen hat, kann man es auch noch machen, wenn man beginnt den Teig zu machen.

Für den Teig die Germ in der lauwarmen Milch auflösen. In einer Rührschüssel das Mehl mit einer Prise Salz und 30 g Zucker vermischen. Milch-Germ-Mischung, Eigelb und geschmolzene Butter einrühren und mit den Knethaken der Küchenmaschine oder des Handmixers so lange kneten, bis sich der Teig glatt ist, sich vom Rand löst und schön elastisch ist. Den Teig zudecken und auf die doppelte Größe aufgehen lassen.

Während dieser Zeit die Füllung zubereiten: Die Milch mit dem Honig sanft erwärmen, bis der Honig in der Milch aufgelöst ist. Alle anderen Zutaten einrühren. Die Fülle soll weich sein, damit man sie nachher auf dem Teig gut verteilen kann. Wenn nötig, kann man noch etwas Milch dazugeben. Wenn jemand mitisst, der keine Rosinen mag, kann man das so wie ich machen und die Rosinen erst oben auf die Fülle streuen und einen Teil ohne Rosinen lassen.

Die Kastenform mit Butter bestreichen und gut mit Mehl stauben.
Arbeitsfläche mit Mehl bestäuben - ich staube am liebsten mit griffigem Mehl.

Den Teig mit der Faust zusammenstoßen, auf die Arbeitsfläche legen und ausrollen - wer geschickt ist, macht ein Quadrat, wer nicht, macht es so wie ich und walkt einfach rund aus. Wichtig ist, dass man den Teig so in etwa der Größe der Kastenform ausrollt. Füllung auf dem Teig verteilen. Dann von einer Seite beginnen mit dem Einrollen. Straff rollen und nur bis zur Mitte. Die zweite Teighälfte von der anderen Seite aufrollen. Teigenden einschlagen. Potize in die Kastenform heben, mit einem Tuch abdecken und wieder gehen lassen. Die Potize soll wieder auf doppelte Größe aufgehen, das dauert ca. 45 min. Dann mit einer Gabel einige Male einstechen.

Backrohr auf 180 Grad vorheizen. Potize 25 - 30 min. backen.
Sehr bewährt hat es sich, sowohl Rohr als auch Potize gut mit Wasser zu besprühen. Dadurch bleibt der Germteig schön feucht. Wer ein besseres Backrohr als ich hat, nämlich so eines, das dampfen kann, erspart sich diese Prozedur natürlich und sagt einfach dem Ofen, was er zu tun hat.

Auch wenn es sehr schwer fällt: Man sollte der Potize ein bissl Zeit zum Abkühlen geben, eine halbe Stunde mindestens. Wenn sie lauwarm ist, schmeckt sie mir am allerbesten.


Und dieses Muster entsteht durch das Einrollen von beiden Seiten.
Der Mohn hat meine Ansprüche übrigens voll erfüllt. Falls jemand auch auf der Suche nach qualitativ wirklich gutem Mohn ist, dem kann ich die Firma Waldland empfehlen. (Nein, ich krieg nix dafür, dass ich die Firma hier nenne. ;) )


Auf dem Blog Tomateninsel gibt es derzeit ein Blogevent zum Thema Österreich vegetarisch. Ich muss zugeben, dass mir jetzt kein süßer Kuchen einfällt, der nicht vegetarisch wäre, aber Potize ist für mich etwas ganz typisch Österreichisches,  daher bringe ich das Rezept bei dem Event vorbei.


 Vegetarische Weltreise - Österreich

41 Kommentare :

  1. Köstlich! Köstlich!
    Und weil mich das inspiriert, gibt's am Sonntag so was ähnliches als Sonntagskuchen.
    Allerdings auf Art der ganz faulen Köchin ;-)

    Liebe Grüße BB!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Darf ich raten? Ganz ohne Rosinen bei dir ... :D

      Löschen
    2. Genau, Sowas hab ich gar nicht im Haus!

      Löschen
    3. Wie kann man ohne Rosinen leben? :)

      Löschen
    4. man kann super gut ohne Rosinen leben!
      lg Kristin

      P.S. dein Kuchen siht ja (bis auf die Rosinen) mega lecker aus!

      Löschen
    5. Kristin, du gehörst auch zum Kreis der Mumienhasserinnen? Das wusste ich ja gar nicht.

      *notier* Falls Kristin mal nach Wien auf Besuch kommt, keine Rosinen, aber Mohn!*

      Löschen
  2. Ha, Susi. Das ist genau das Rezept für meinen Mohnkuchen liebenden Göttergatten. Rezept ist geklaut, hi, hi. Danke dir.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Bitte bedien dich! Dazu gibt es ja den Blog. Hoffentlich schmeckt's deinem Mann. :)

      Löschen
  3. ist ja nixts für die "giftgeblonde". Sie mag ja keine Rosinen, hi, hi.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Weglassen kann ma immer was Konny gggg

      Löschen
    2. Die Mumien-Phobie der Giftigen hat sich schon herumgesprochen. *lach*

      Löschen
  4. Ich liiiiiiebe Mohn. Rezept ist gespeichert. Und neulich habe ich ein Fläschlein Mohnöl erstanden....davon kann man in diesem Rezept bestimmt noch ein paar Tröpfchen unterbringen.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Mohnöl kann sicher nicht schaden, dann halt weniger Milch nehmen, damit dir die Fülle nicht davonrinnt. Gutes Gelingen wünsche ich dir!

      Löschen
  5. Und den Mohn selber mahlen (quetschen)? ... So, ich war jetzt schnell im Kammerl, nachschauen. Meine Mohnquetsche heißt Jupiter und ich bin total zufrieden damit. Es lohnt sich allein schon für den Duft von ganz frisch gequetschtem Mohn - das lass ich immer den Mitkoch machen ;-)) Der ist auch so ein Mohnjunkie wie ich - deshalb findet dein Rezept auch gleich Anklang bei uns!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Uschi, du kennst ja wahrscheinlich die Fotos von meiner Küche. Ich überlege bei jedem Kochlöffel, den ich kaufen will, drei Mal, ob das wirklich sein muss und wo ich den verstauen könnte. Gar nicht zu reden von einer Mohnquetsche! Ich mein, wenn's gar net geht und ich nirgends mehr gequetschten Mohn kaufen könnte, wäre das sicher der Weg, aber bis dahin bin ich sehr froh, wenn ich irgendwo gequetschten Mohn kaufen kann.

      Löschen
  6. Oh wie lecker! Ich bin jetzt kein riesen Mohnfan, aber ein Stückerl würde ich sofort nehmen!
    Rezept ist schon eingepackt, den ER und mein Vater sind große Mohn-Liebhaber, die werden sich freuen :D

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Dann viel Erfolg beim Backen. Wobei so ein Germteig für die Backmeisterin sicher ein Klacks ist. :)

      Löschen
  7. Soo herrlich, ich liebe es!
    Bekomme es aber nie so hi9n wie meine Oma früher *seufz*
    Mohn in Kuchen, Torten und co ist einfach nur *njamm*

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Michaela, ja, das stimmt: So, wie bei der Oma, bringt man es einfach nicht zusammen. Aber wenn ich mir manchmal die Rezepte von der Oma anschaue, glaube ich, dass da viel die Gefühle mitspielen. Die Rezepte meiner Oma waren fast alles Arme-Leut-Rezepte, kaum Butter, fast nur Margarine, Eier gab es im Sommer von den eigenen Hendln, aber im Winter waren nur in Wasserglas eingelegte Eier da - und ob die so gar gut waren, weiß ich grad nicht.

      Löschen
  8. Da bin ich der gleichen Meinung wie die Küchenschabe, es geht nichts über eine eigene Mohnmühle, sie ist erschwinglich, nimmt nicht allzuviel Platz weg und der frisch gemahlene Mohn ist großartig. Ungemahlenen Mohn bekommt man gut im Bioladen, meist sogar verschiedene Sorten.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Du kennst die Größe meiner Küche nicht. ;)

      Löschen
    2. Die kann unmöglich kleiner sein als meine. ;-)

      Löschen
    3. Wir sollten uns mal Fotos mailen von wegen der Größe. :D

      Löschen
    4. Ich habe gut 6 qm²... :-)

      Löschen
    5. Nachdem meine Küche und Wohnzimmer eins sind, tu ich mir schwer, das abzuschätzen, aber schau mal hier: http://turbohausfrau.blogspot.co.at/2012/03/meine-kuche.html

      Löschen
  9. für mich lieber mit Nussfüllung die Potize, obwohl sie würd schon gut ausschaun, deine Mohnpotizn. Bei meiner Oma gabs immer beides zur Auswahl, ich hab leider nie wieder so gute gegessen.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Die Nusspotize kommt diesen Winter auch noch dran, hab ich mir vorgenommen. Irgendwie ist der Winter immer die Zeit für Germteig. Nuss mag ich auch sehr, aber ich bin dann doch eher auf der Mohn-Seite. ;)

      Löschen
  10. Ich schau hier nicht mehr rein.... grummel. Eine Verführung nach der anderen... ich liebe Mohn.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. *grins* Na du brauchst reden! Bei dir darf man ja auch nicht schauen, ohne heftig schlucken zu müssen. ;)

      Löschen
  11. Einer meiner liebsten..... für mich hängt da allerdings "Weihnachten" dran und das ist ja rum....

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Ninive,
      du auch eine Anhängerin des Mohn-Kults? ;)
      Also für mich ist Mohn immer so eine Winter-Gschicht. Da esse ich den liebend gern. Im Sommer brauch ich ihn gar nicht.

      Löschen
  12. Ich liebe Mohn auch, wobei ich wahrschienlich noch nie besonders guten gegessen habe. Die Potize werde ich verkleinern und testen! :-)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Du, die sollte man nicht verkleinern: Zu viert eine halbe Stunde und weg war sie!

      Löschen
  13. Ich bin zwar überhaupt keine Mohnanhängerin, aber diese Potize schaut besonders köstlich aus. Meine selige Omi hatte immer für Nichtmohnanhänger eine Variante mit Schokolade in petto. LG Claudia

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Bei uns daheim gab es immer Mohn- und Nussstrudel in einer Strudelpfanne gebacken, damit für jeden etwas dabei war.
      Wobei ich mir gar nicht vorstellen kann, dass man Mohn nicht mag - wobei ich mir eigentlich auch nicht vorstellen kann, dass man Rosinen nicht mag.

      Löschen
  14. Tolles Rezept! Danke, dass du das für die österreichische Station meiner vegetarischen Weltreise beisteuerst!
    Ich habe die Beschreibung noch etwas angepaßt. Wie bei der Station Italien ist es unerheblich, ob das Gericht ein Kuchen, eine Vor-, Haupt- oder Nachspeise ist. Die Hauptsache ist, dass es vegetarische und aus Österreich ist.

    AntwortenLöschen
  15. MIT rosinen, yes! ;-)
    die rosinen werden hier und drüben bei BB bald zum running gag. lol

    wenn nicht schon alles weg wäre (denk ich mal), würde ich jetzt schon a größeres (oder zwei, drei,...) stückerl vertragen.

    sigst, wieder was gelernt der jüf - UMDREHEN!
    bei meiner ersten, und bis jetzt auch leider letzten, potize vor ungefähr 20 jahren hab ich das verabsäumt und hatte glatt a bissl "luft" zwischen teig und fülle.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Na endlich jemand, der "MIT Rosinen" sogar in Großbuchstaben schreibt! Danke. :)
      Die Mohnpotize hatte ein extrem kurzes Leben: 4 Personen, 1/2 Stunde. Ende. :D
      Ja, das machen die Potizen gern, dass sich Fülle und Teig trennen. Ich finde das nicht so schlimm, aber besser ist diese Variante. Da hat man halt dann das Muster vom Kuchengitter drauf. Mit irgendwas muss man anscheinend leben.

      Löschen
  16. Ich muss gestehen , Mohn gehört nicht zu meinem Backreportoire.Angesichts deiner Potize könnte ich mir das aber noch überlegen.Muss erst mal schauen wie das mit dem gequetschten Mohn zu realisieren ist.Rosinen hab ich ja immer im Haus :-)
    LG
    martina

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Potizen kann man auch mit Nussfülle sehr gut machen, falls Nüsse eher in dein Repertoire gehören. :)

      Löschen

Über Kommentare freue ich mich! So schnell es mir möglich ist, antworte ich darauf.

Bitte keine Spams, keine Werbung, keine politische Propaganda oder gar verbotene Sachen - das alles fliegt raus!

In Zeiten der DSGVO muss ich darauf hinweisen: Mit der Nutzung dieses Formulars erklärst du dich mit der Speicherung und Verarbeitung deiner Daten durch die Software dieses Blogs einverstanden.